Die Beschwerden von Patienten über Behandlungsfehler hat in Deutschland weiter zugenommen. 82 Menschen sind sogar an den Folgen gestorben. Die Ärztekammer spricht von Fehlern, nicht aber von Pfusch.
Die Zahl der Patienten, die sich wegen Behandlungsfehlern beschweren, ist 2012 erneut gestiegen. Dies geht aus einer Statistik der Gutachterkommissionen und der Schlichtungsstellen hervor, die die Bundesärztekammer in Berlin vorstellte.
Demnach haben sich im vergangenen Jahr mehr als 12.232 Patienten nach einer Behandlung an eine Schlichtungsstelle gewendet, um eine Entschädigung zu beanspruchen. 2011 waren es 11.107.
In 7578 Fällen trafen die Gutachter eine Entscheidung. Sie stellten in 1889 Fällen einen Behandlungsfehler fest, der die Beschwerden der Patienten nach sich gezogen hatte. In 391 Fällen kamen die Gutachter zu dem Schluss, dass es sich um einen Behandlungsfehler oder mangelnde Risikoaufklärung handelt, es aber keinen Zusammenhang zu den Beschwerden des Patienten gibt.
In den meisten Fällen, bei denen ein Zusammenhang zu ärztlichen Fehlern erkennbar war, erlitten die Patienten leichte Schäden. 82 Menschen starben infolge von Behandlungsfehlern.
Fehler bei Operationen
Die meisten Beschwerden zogen Fehler bei Operationen am Knie- oder Hüftgelenk nach sich. Es folgten mangelhafte Behandlungen bei gebrochenen Unterschenkeln, Sprunggelenken oder Unterarmen. Auch die Zahl der Beschwerden bei Brustkrebsbehandlungen ist 2012 gestiegen. Während vor zwei Jahren 15 Fälle registriert wurden, waren es im vergangenen Jahr 25.
Die Bundesärztekammer geht von mehr als 18 Millionen Krankenhausfällen und 800 Millionen Arzt-Patienten-Kontakten pro Jahr aus. Gemessen an der Zahl der Behandlungen sei die Zahl der erfassten Fehler gering, sagte der Präsident der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern und Vorsitzende der Ständigen Konferenz der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen, Andreas Crusius.
Er warnte zudem davor, Behandlungsfehler mit Ärztepfusch gleichzusetzen: „Ärzte machen Fehler, wir sind aber keine Pfuscher.“ Transparenz sei notwendig, um das Vertrauen der Patienten nicht zu verlieren.
Die Geschäftsführerin der Unabhängigen Patientenberatung Bremen, Elisabeth Goetz, hob hervor, dass die Skepsis der Patienten gegenüber den Ärzten zugenommen habe. „Viele Menschen, die sich falsch behandelt fühlen, fühlen eine Ohnmacht den Ärzten gegenüber.“ Eine schlechte Kommunikation mit den Ärzten oder dem Krankenhaus führe oft erst zu einer Meldung bei den Schlichtungsstellen der Ärztekammern.