Statt Botox – junge Haut per Tube und Steckdose

Faltenfreie Haut bis ins Alter ist das Wunschbild der meisten Menschen. Inzwischen gibt es auch Alternativen zur Jugend aus der Spritze. DER KLASSIKER: BOTOX

Botox, eigentlich Botulinumtoxin, ist ein Protein, das den Muskel entspannt und ihn so für etwa vier bis sechs Monate davon abhält, die Haut in Falten zu ziehen, erklärt Ingo Schugt vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen in Berlin. Daher setzen Experten die Spritze vor allem im oberen Gesichtsdrittel. Dort treibt allerdings nicht die Alterung, sondern die Mimik ihr Unwesen. 300 bis 500 Euro kostet laut Schugt eine Behandlung mit Botox.

Ganz ungefährlich ist sie nicht: Nach einer Botox-Anwendung können Rötungen, Gesichts- und Kopfschmerzen auftreten, warnt Ansgar Schulte vom Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn. Auch Muskelschwächungen im Anwendungsbereich, zum Beispiel ein herabhängendes Augenlid, sind mögliche Nebenwirkungen.

ARGIRELINE

Wer Mimikfalten nicht unbedingt mit Botox loswerden will, für den bietet sich laut der Dermatologin Patricia Ogilvie aus München der kosmetische Wirkstoff Argireline als einzige chemische Alternative an. Der Patient trägt ihn in einer Creme oder Salbe morgens und abends auf die Haut auf. Die muskelentspannende Wirkung ist wegen der äußeren Anwendung nicht so groß wie bei Botox – und laut der Expertin ein „eher präventiver Ansatz“.

Argireline gibt es in Tuben, Stiften oder als Seren bei der Kosmetikerin. 30 Milliliter kosten immerhin durchschnittlich 100 Euro. „Wenn es viel billiger ist, ist das schon verdächtig“, warnt Ogilvie. Dann ist entweder zu wenig Wirkstoff enthalten oder in Schnäppchenjägers Kosmetiktäschchen gar ein Imitat gelandet.

STROMBEHANDLUNG

Ohne Chemie kommt aus, wer die faltenfördernde Gesichtsmuskulatur mit Strom lahmlegt. „Dabei wird der Nerv durch Strom so geschwächt, dass er nicht mehr feuert“, erklärt Ogilvie. „Glabellar Frown Relaxation“, kurz GFX, heißt das Gerät eines amerikanischen Konzerns, das elektrisch Falten zu Leibe rückt. Ursprünglich kam es gegen Herzrhythmusstörungen zum Einsatz. Jetzt stöpseln die Amerikaner es auch für den Kampf gegen Stirnfalten ein. In Deutschland ist die Methode noch nicht auf dem Markt.

Bei der GFX-Behandlung sticht der Arzt eine Nadel in den Nerv, der für den Falten-Muskel zuständig ist. Unter Strom gesetzt, schaltet sie den Übeltäter langfristig aus, beschreibt Ogilvie die Behandlung. 1200 Euro kostet eine Sitzung. Die genügt aber auch. „Das ist nachhaltiger als Botox“, sagt Ogilvie.

Gegen Botox und für diese Alternative entscheiden sich vor allem Falten-Feinde, die unter neuromuskulären oder Autoimmunerkrankungen leiden und Botox nicht vertragen, erklärt sie. Aber auch diejenigen, die sich eine länger anhaltende Wirkung wünschen, setzen darauf. „Das sind meist Menschen, die eine sehr kräftige Muskulatur haben, zum Beispiel Männer“, sagt Ogilvie.

PEELING

Muskelschwächung ist nicht der einzige Weg zu glatter Haut. Gegen Falten in den unteren beiden Gesichtsdritteln empfiehlt Ingo Schugt Füllsubstanzen, Laser oder Peelings. Gegen oberflächliche Fältchen oder Aknenarben hilft ein Fruchtsäure-Peeling. Tiefere Falten behandelt der Arzt am besten mit TCA- oder Phenol-Peelings. Schugt warnt hier jedoch vor der geringen Praktikabilität. Sie setzen den Gepeelten drei bis vier Wochen außer Gefecht, weil sich seine Oberhaut löst. Häuten im Großraumbüro – kein schöner Gedanke. Die Peeling-Preise bleiben in der Regel unter 100 Euro.

FILLER

Kleinen Fältchen um den Mund macht beispielsweise Hyaluronsäure den Garaus, sagt Schugt. Chemisch gesehen handelt es sich dabei um eine Kette aus Zuckermolekülen, die Feuchtigkeit speichern und damit faltige Haut auffüllen kann. Bei solchen sogenannten Fillern geht Schugt von einer Preisspanne zwischen 350 und 500 Euro aus. Ihre Wirkung hält je nach Intensität des Präparats 6 bis 15 Monate an, erläutert Tatjana Pavicic, Leiterin der Ästhetischen Dermatologie an der Universität München.

Als völlig risikolos gelten Füllsubstanzen aber nicht. Zwischen Januar 2000 und September 2005 führte das BfArM eine Auswertung der Nebenwirkungen dieser Substanzen durch. Insgesamt gingen laut dem damaligen BfArM-Pressesprecher Ulrich Heier 136 Meldungen über Vorkommnisse ein. „Das häufigste Symptom war das Entstehen von Knoten.“ In der Mehrzahl der Fälle sei nachfolgend eine ärztliche Behandlung – medikamentös oder chirurgisch – erforderlich gewesen.

NADELN

Ganz neu auf dem Markt der Falten-Retusche ist das „Microneedling“. Dabei fährt eine Art kleine Walze mit raupenhaardünnen Nadeln über das Gesicht. Diese Methode eignet sich besonders für oberflächliche Falten oder Aknenarben. Die penetrierten Hautzellen bilden sich neu. „Das ist eine extrem gut verträgliche Behandlung“, sagt Schugt. Manchmal komme es aber zu leichten Rötungen. Die vier nötigen Sitzungen kosten etwa 500 Euro.

Quelle: Welt Online