Immer mehr Botox gegen runzelige Feinde im Gesicht

Jedes Lachen und jedes Stirnrunzeln fräst Spuren und Furchen ins Gesicht: Für immer mehr Deutsche ist das ein Grund für eine riskante Spritztour.

Glatt soll sie sein, frisch und jugendlich: Eine makellose Haut wünscht sich fast jede Frau – bis ins hohe Alter. Weil Cremes die Faltenbildung nur mindern, greifen immer mehr zur Spritze. Die Zahl der Botoxinjektionen nimmt immer mehr zu.

Botox ist für viele das Synonym für Jugend- und Schönheitswahn. Das Wundermittel gegen Falten erfreut sich inzwischen auch in Deutschland wachsender Beliebtheit. So ist der Anteil der Botoxinjektionen an den schönheitschirurgischen Eingriffen laut der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) von 7,3 Prozent im Jahr 2010 auf 11,7 Prozent in diesem Jahr gestiegen.

Einen ähnlichen Trend verzeichnete die Gesellschaft für Asthetische Chirurgie (GÄCD) auf ihrer Jahres-Pressekonferenz in München.

Der Kampf gegen die Falten ist ein Kampf gegen sich selbst. Denn Schuld an Krähenfüßen und Co. sei die eigene Mimik, erklärt Dirk Meyer-Rogge vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen in Berlin.

Als effiziente Waffe gegen Mimik-, Stirn- und Zornesfalten gilt Botulinumtoxin, kurz Botox. Das Mittel wird direkt in den Gesichtsmuskel gespritzt und blockiert die Übertragung des Signals von der Nerven- zur Muskelzelle. Der Muskel wird gelähmt.

Dort, wo sich die Haut nicht mehr zusammenziehen kann, entstehen auch keine Falten mehr. Vier bis sechs Monate hat man Ruhe. Dann ist die Wirkung verflogen und es wird Zeit für den nächsten Schuss. Doch Experten warnen vor Nebenwirkungen durch Botox. Wer es sich spritzen lassen will, sollte deswegen unbedingt zum Facharzt gehen.

Diese Jugend auf Zeit hat Konjunktur in Deutschland. „Die Zahl der Injektionen nimmt deutlich zu“, beobachtet auch Meyer-Rogge. Doch entgegen dem gängigen Klischee ist Botox keine neue Erfindung der Schönheitsdoktoren. „Als Medikament gibt es Botulinumtoxin schon seit 50 Jahren“, erklärt er.

Ärzte spritzen es seit Jahrzehnten gegen viele Arten von Verkrampfungen, etwa nach Schlaganfällen. „Die ästhetische Anwendung ist erst allmählich aus der Medizin heraus entstanden.“

Aber selbst als Medikament ist Botox nur in sehr begrenzten Fällen zugelassen. Bei einer rein ästhetischen Anwendung des Wirkstoffs ist denn auch Skepsis geboten. Der Internetseite des Bundesinstituts für Arzneimittel in Bonn zufolge ist es eine hochwirksame Substanz, deren medizinische Anwendung durch Ärzte mit besonderer Erfahrung vorgenommen werden sollte. Seit der ersten Zulassung habe es rund 210 Berichte über Verdachtsfälle unerwünschter Wirkungen jeglicher Art und aller Schweregrade gegeben, darunter fünf mit tödlichem Ausgang.

Allerdings sei in keinem Fall ein ursächlicher Zusammenhang mit der Anwendung sicher erwiesen. Berichte über schwerwiegende oder gar tödlich verlaufene Nebenwirkungen nach Anwendung von Botulinumtoxin zu kosmetischen Zwecken liegen dem Bundesinstitut eigenen Angaben zufolge zwar nicht vor. Allerdings habe man auch keine Informationen über das Ausmaß der Anwendung von Botulinumtoxin außerhalb der zugelassenen Anwendungsgebiete.

Dennoch: Risiken sind durchaus vorhanden. Schließlich ist Botox ein starkes Nervengift. Wird es an der falschen Stelle oder in der falschen Dosierung eingesetzt, kommt es zu Nebenwirkungen. Diese können von Schwellungen im Gesicht bis hin zu schwerwiegenden Atemproblemen reichen. Bei einer Behandlung durch einen gut ausgebildeten Facharzt seien diese allerdings ausgesprochen selten, sagt Regina Wagner von der DGÄPC. „Wenn man die richtige Dosierung einsetzt, die richtige Injektionstechnik anwendet und den richtigen Injektionsort kennt, dann ist das Risiko gegen Null.“ Laut Meyer-Rogge erfordert die Anwendung vor allem gute anatomische Kenntnisse, damit man nicht den falschen Muskel lahmlegt.

Wer sich für eine Behandlung mit Botox entscheidet, geht am besten zu einem Dermatologen oder einem Facharzt für ästhetische oder plastische Chirurgie. „Man sollte darauf achten, ob ein Arzt auch Mitglied in einer Fachgesellschaft für Botulinumtoxin ist. Wenn Sie das gefunden haben, sind Sie bei diesem Arzt gut aufgehoben“, sagt Wagner. Solche Gesellschaften sichern Ausbildung und Qualifikation von Ärzten, die mit Botox arbeiten durch spezielle Lehrgänge und Zertifizierungen.

Eine Behandlung mit Botox kostet zwischen 250 und 500 Euro. Dafür bekommt man ein ganzes Arsenal an kosmetischen Cremes, Peelings und Tinkturen. Risiko und Nutzen muss jeder selbst abschätzen. Ungefährlicher sind die Cremes im Kampf gegen das Alter allemal.

Quelle: Welt Online