Ärzte oder Apotheker sind in der Diätberatung oft nicht erfolgreich. In einer Vergleichsstudie im Britischen Ärzteblatt (BMJ 2011; 343: d6500) erzielten kommerzielle Anbieter deutlich bessere Ergebnisse – zu geringeren Kosten.
Die auch in Großbritannien epidemische Adipositas hat den National Health Service bewogen ein Diätprogramm für Adipöse zu entwickeln. Das Size Down Programme umfasst sechs wöchentliche Gruppentreffen von zwei Stunden, in denen Ernährungsberater mit den Teilnehmern ein Diät- und Bewegungsprogramm entwerfen.
Zwei weitere Treffen folgen in den Wochen 9 und 12. Das Konzept ist wissenschaftlich begründet, doch der Erfolg war bescheiden. In der Lighten Up-Studie, die drei kommerzielle und drei „medizinische“ Diäten verglich, hatten die Teilnehmer des Size Down Programme von den 95 kg Ausgangsgewicht am Ende 2,38 kg abgenommen.
Das war nicht mehr als in der Vergleichsgruppe, deren Teilnehmer Gutscheine für das örtliche Fitness-Center erhalten hatten (minus 2,01 kg). Noch weniger nahmen die durch einen Arzt und Apotheker jeweils in 12 Einzelgesprächen instruierten Patienten ab (minus 1,37 kg und minus 2,11 kg).
Deutlich bessere Ergebnisse erzielten die kommerziellen Programme von Weight Watchers (minus 4,43 kg), Slimming World (minus 3,56 kg) und Rosemary Conley (minus 4,23 kg). In einer weiteren Gruppe, in der den Teilnehmern freie Wahl gelassen wurde, fiel das Körpergewicht um 3,32 kg.
Bei der Kontrolluntersuchung nach einem Jahr waren die Weight Watchers die einzigen, die signifikant mehr Kilo abgenommen hatten als die Kontrollgruppe. Interessanterweise hatte das Size Down Programme etwas aufgeholt, während Slimming World und Rosemary Conley ihre Teilnehmer offenbar langfristig nicht so gut motivieren können.
Was den Erfolg der kommerziellen Anbieter erklärt, ist offen. Nach Ansicht der Editorialistin Helen Truby von der Monash University in Melbourne ist es durchaus möglich, dass Marketing und Branding, für das die Anbieter viel Geld ausgeben, eine gewisse Überzeugungskraft ausübt. Jede Diät lebt von der Motivation, und das Potenzial der Werbung darf hier nicht unterschätzt werden. Und am Ende zählt, was die Waage anzeigt.
Auch die Kosten der Diätberatung sind von Interesse. Auch hier lagen Arzt und Apotheke mit den Eins-zu-Eins-Gesprächen hinten. Mit 90 Pfund Honorar pro Teilnehmer waren sie fast doppelt so teuer wie die privaten Anbieter, die, wohl nicht zuletzt aus ökonomischen Gründen Gruppentherapien anbieten.
Quelle: Ärzteblatt