Die Hände sind im Krankenhaus die häufigsten Überträger von Krankheitskeimen. Ärzte und Pflegepersonal haben deshalb in den letzten Jahren gelernt, sich vor jedem neuen Patientenkontakt die Hände zu reinigen. Das Stethoskop, das verlängerte Ohr des Arztes, ist von dieser Maßnahme bisher ausgenommen.
Didier Pittet, Infektiologe der Universität Genf und Leiter des dort ansässigen WHO Collaborating Centre on Patient Safety, hält dies für eine Sicherheitslücke. Die Membran des Stethoskops kommt während der medizinischen Visite mit der Haut einer Vielzahl von Patienten in Kontakt. Dabei wird es schnell mit Krankheitserregern kontaminiert, wie Pittet in einer Studie zeigen kann. Er ließ 83 Patienten von Ärzten untersuchen, die Handschuhe trugen und ein zuvor desinfiziertes Stethoskop benutzten. Nach der Untersuchung der einzelnen Patienten wurden bakterielle Abdruckkulturen von vier Regionen der Handschuhe sowie von der Membran und dem Schlauch des Stethoskops entnommen.
Die meisten Bakterien fanden sich erwartungsgemäß an den Fingerkuppen der Ärzte (467 aerobe Kolonien, ACC), doch auf Position 2 folgte mit 89 ACC bereits die Membran des Stethoskops, noch vor Thenar (37 ACC) und Hypothenar (34 ACC) der Hand. An vierter Stelle folgte der Schlauch des Stethoskops (18 ACC) noch vor dem Handrücken (8 ACC).
Auch multiresistente Staphylococcus aureus (MRSA) gelangen auf das Stethoskop. Nach der Untersuchung von MRSA-Trägern wurden 7 koloniebildende Einheiten (CFU) pro 25 cm2 nachgewiesen. Die Konzentration war auch hier höher als auf dem Thenar*(4 CFUs/25 cm2). Pittet bittet die Ärzte deshalb, das Stethoskop doch lieber als die Verlängerung ihrer Hand zu betrachten und es regelmäßig vor der Benutzung zu desinfizieren.
Quelle: Ärzteblatt