Die sieben Typen von Weihnachtsessenessern

Die einen bestehen auf fette Gans, andere halten sich auch an den Feiertagen an ihre veganen Grundsätze: Die Essgewohnheiten zu Weihnachten sind völlig verschieden. Welcher Esstyp sind Sie?

Es gibt Dinge, die gehören Weihnachten einfach dazu – weil sie sich bewährt haben und seit Generationen die Familien glücklich machen: ein liebevoll geschmückter Tannenbaum, gern auch mit Lametta. Kerzen, die warmes Licht verbreiten. Und natürlich ausgiebiges Essen: Kartoffelsalat mit Würstchen an Heiligabend. Gänsebraten mit Knödeln, Rotkohl und viel Soße am ersten Feiertag, und am zweiten noch einmal Gans bei den Eltern oder der Großtante, diesmal aber mit Kartoffeln.

Weihnachten soll aus dem Rahmen fallen, alles soll üppiger sein. Kalorienzählen ist an diesen Tagen verpönt. Ein ausgedehnter Spaziergang nach den Mahlzeiten am Mittag sorgt dafür, dass Stollen und Kekse zum Kaffee am Nachmittag schon wieder schmecken – ohne dauerhafte Spuren an Bauch und Hüften zu hinterlassen. Undenkbar, auf Geschenke zu verzichten und dieses moderne „Wir schenken uns gegenseitig nichts“ zu vereinbaren. Und auch der bunte Teller darf nicht fehlen, mit Nüssen und Mandarinen, Schokokringeln und ganz viel Marzipan.

Der Vegetarier

Der konsequente Vegetarier macht auch Weihnachten keine Ausnahme. Fleisch und Fisch kommt an den Festtagen nicht auf den Teller. Auf keinen Fall! Aus ethischen Erwägungen, weil es kein vernünftiger Grund ist, Tiere zu töten, um sie zu verspeisen. Und auch weil es der eigenen Gesundheit guttut. Aber feierlich soll es natürlich trotzdem sein. Der Verzicht auf Fleisch ist keine Absage an Weihnachten und gutes Essen. Die wachsende Zahl vegetarischer Kochbücher ist Beleg dafür, dass sich immer mehr Menschen fleischlos ernähren wollen. Und so werden mit Schwarzwurzeln, Sellerie, Grünkohl, Lauch oder Rote Bete raffinierte Menüs gezaubert.

Trüffel und Sanddorn geben den Speisen eine besondere Note. Die Kreationen aus der Gemüseküche werden auf feinem Geschirr zu kleinen Kunstwerken arrangiert. Auch ohne saftigen Braten lässt sich gemütlich tafeln: Avocadoschnitzel auf Salat oder Parmesan-Polenta-Lasagne, und hinterher ein Schokoküchlein mit Granatapfel. Veganer gehen noch weiter und verzichten auf sämtliche tierischen Produkte. Die Eier in den Weihnachtsplätzchen ersetzten sie durch Sojamehl und Wasser.

Der Kalorienzähler

Es gibt Menschen, die können einfach nicht anders. Die müssen auch Weihnachten die Kalorientabelle immer parat haben. Die wahren Gaumenfreuden verkneifen sie sich, obwohl sie gern einmal so richtig schlemmen würden. Statt für Schweinebraten mit knuspriger Schwarte entscheiden sie sich für mageres Putensteak mit Ofenkartoffel und Magerquark. Zum Nachtisch gönnen sie sich allenfalls etwas Obst. Trotzdem isst das schlechte Gewissen an den Festtagen immer mit. Sahnetorte und Mürbeteigkuchen stehen auf dem Index. Das höchste der Gefühle ist eine Biskuittorte mit leichter Fruchtfüllung.

Der Kalorienzähler trägt quasi als Essbremse extra enge Kleidung, um nicht in Versuchung zu geraten und mehr als sonst zu essen. Wenn doch der Hosenbund kneift oder der Rock spannt, ist die gute Laune dahin. Missmutig schmiedet er schon Pläne für die nächste Diätkur. Die entsprechenden Ratgeber liegen unter dem Tannenbaum. Da kann auch weihnachtliche Musik die Stimmung nicht mehr retten.

Der Weltverbesserer

Weihnachten ist das Fest der Liebe und des Friedens auf Erden. Und gerade an diesem Tag kommt es darauf an, etwas für die Menschheit zu tun. Der Tannenbaum ist ökologisch und garantiert ohne den Einsatz von umweltbelastenden Pflanzenschutzmitteln gewachsen. Die Geschenke werden in weiterverwendbare Stofftaschen aus Bio-Baumwolle verpackt. Kaffee wird ausschließlich mit Fair-Trade-Label gekauft, ebenso wie die unverzichtbare Schokolade.

Der Weltverbesserer will mit der Auswahl seiner Lebensmittel Politik machen. Er kauft möglichst regionale Produkte, um lange Transportwege zu vermeiden und das Klima zu schonen. Fleisch kommt aus ökologischer Haltung. Schwierig wird es etwa bei den Haselnüssen für die Weihnachtsplätzchen, weil bei der Ernte häufig Kinder helfen müssen. Der Weltverbesserer plant Einkäufe sehr genau, damit möglichst keine Lebensmittel im Müll landen.

Der Modernist

Traditionen sind schön, aber sie sind nicht dazu da, um sklavisch daran festzuhalten. Die Kunst besteht darin, sie nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Es muss ja nicht gleich Weihnachten unter der sengenden Sonne Australiens sein. Aber an den letzten Sommerurlaub anknüpfen und ein Gericht aus dem Reiseland nachkochen, das kann eine schöne Gewohnheit werden.

Der Modernist genießt es, zu experimentieren, neue Rezepte auszuprobieren und dabei in der Küche die ganze Familie und auch noch die Freunde einzuspannen. Gemeinsam kocht er Weihnachten Rauchfleisch wie in Island, Truthahn mit Walnüssen wie in Frankreich oder Kabeljau wie in Mexiko, ein ägyptisches Fischgericht oder eine italienische Panettone: Kulinarisch ist Weihnachten die ganze Welt zu Gast.

Der Gehetzte

Es ist wie jedes Jahr: Plötzlich ist schon wieder Heiligabend. Und die Zeit hat wieder nicht gereicht, in Ruhe einzukaufen. Also wird das Festessen davon bestimmt, was am 24. Dezember gegen 12 Uhr mittags noch in der Fleischtheke liegt. Gans und Ente sind dann längst ausverkauft, Rinderbraten gibt es auch nicht mehr. Bleibt nur etwas Kurzgebratenes. Dazu ein Glas Erbsen und Möhren sowie Fertigknödel, die nur noch im Wasserbad erhitzt werden müssen.

Die Regale mit den Süßigkeiten sind auch schon fast leer geräumt. Und im Weinregal klafft dort, wo in der vergangen Woche noch der schmackhafte und besonders günstige Rotwein stand, eine große Lücke. Jetzt bloß keine Experimente. Der Schwiegersohn kennt sich aus und wird am Abend hoffentlich ein gute Flasche mitbringen. Für den Gehetzten ist Weihnachten ein Marathon der Improvisation. Irgendetwas fehlt immer: Kerzen, Servietten, der Pfeffer fürs Steak. Da bleibt einfach keine Zeit für weihnachtliche Muße.

Der Leidenschaftslose

Weihnachten, das ist doch das Fest, an dem Familien sich widerwillig treffen, um sich gegenseitig eine heile Welt vorzugaukeln. Davon will der Leidenschaftslose nichts wissen. Er verachtet die ganze Gefühlsduselei, und Geschenke findet er auch doof. Also entscheidet er sich bewusst gegen Weihnachten und tut wirklich alles, um sich von der festlichen Stimmung nicht vereinnahmen zu lassen. Im Eisfach sind schon zehn Tiefkühlpizzen gebunkert, die es vor zwei Woche im Sonderangebot gab.

Das Bier ist kühl gestellt. Im Vorratsschrank stapeln sich die Chipstüten. Auch Spaghetti und Tomatensoße sind in ausreichender Menge vorhanden, oder alternativ Dosen mit Ravioli und Nasi Goreng. Sollten Gleichgesinnte überraschend zu Besuch kommen, ist genug für alle da. Es soll ja nicht besonders schmecken, sondern vor allem satt machen. Die Videothek bietet über Weihnachten Sondertarife an. Das alles zusammen müsste eigentlich ausreichen, um drei Tage abzutauchen – bis der ganze Weihnachtsspuk endlich vorbei ist.

Quelle: Welt Online