Gehirnjogging ist nutzlos

Das Geschäft mit Gehirnjogging-Spielen auf dem PC oder Konsolen boomt, viele Menschen wollen so ihre geistige Leistungsfähigkeit steigern. Doch der Vergleich zum Joggen hinkt: Das Gehirn lässt sich nicht wie Muskeln trainieren, wie eine neue Studie zeigt.

Britische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Gehirnjogging nicht schlauer macht. Man kann zwar seine Ergebnisse in einem bestimmten Spiel verbessern, auf andere Bereiche lassen sich diese Erfolge jedoch nicht übertragen. Das geht aus einer gemeinsamen Studie des Medical Research Councils der Universität Cambridge und des Senders BBC hervor, die im Fachmagazin „Nature“ veröffentlicht wurde.

An der Online-Studie nahmen knapp 11.500 Erwachsene im Alter zwischen 18 und 60 Jahren teil. Sie machten sechs Wochen lang Übungen am Computer auf der Wissenschaftsseite der BBC. Unter anderem trainierten sie dabei logisches Denken, ihr Gedächtnis, räumliches Sehvermögen und ihre Konzentrationsfähigkeit. Vor und nach dem Training wurde die Gehirnfunktion bewertet. Dabei kam heraus, dass sich die Erfolge bei dem Gehirntraining nicht auf andere mentale Bereiche übertragen ließen. Die Testpersonen konnten zwar ihre Leistung bei speziellen Spielen verbessern, das lag aber vor allem an der Übung. Denn in Aufgaben, die sie nicht trainiert hatten, wurden sie nicht besser. Das galt sogar für Tests, die dem Übungsspiel ähnlich waren.

Adrian Owen vom Medical Research Council for Cognition and Brain Sciences in Cambridge ist Co-Autor der Studie. Er sagte: „Gehirntraining und das Streben, die Gehirnfunktion mit Computertests zu verbessern, ist eine Multimillionen-Industrie. Aber bisher gibt es keine stabilen Beweise, dass es wirklich funktioniert.“

Schlaf verbessert das Gedächtnis

Der Psychologe Jan Born plädiert für eine viel preiswertere Art der Leistungssteigerung fürs Gedächtnis: Kindertagesstätten sollten Schlaf gezielt einsetzen, um das Gedächtnis von Kindern zu verbessern, schlägt Born aufgrund seiner Studien zum Tiefschlaf vor. „Wenn die Kinder nach dem Lernen regelmäßig Mittagsschlaf halten, wird sich dadurch ihre Lernleistung längerfristig deutlich verbessern“, sagte Born in einem Interview mit dem Magazin „Zeit Wissen“. Born erforscht an der Universität Lübeck den Zusammenhang zwischen Schlaf und Gedächtnis und zeigte, dass durch intensive Tiefschlafphasen Gedächtnisinhalte besser in den Langzeitspeicher des Gehirns übertragen werden.

Quelle: stern.de