Internetseite bietet Abtreibung für zu Hause an

Die Webseite Womenweb.org gibt Hilfestellung beim Schwangerschaftsabbruch. Den können Frauen dann zu Hause durchführen – mithilfe von Abtreibungspillen. Frauen aus über 70 Ländern haben das Angebot schon genutzt. Eine Studie warnt allerdings vor erheblichen gesundheitlichen Risiken.

Als Adriana abgetrieben hat, war sie alleine, ohne Arzt, ohne Krankenschwester. Nur den Laptop hatte die Kanadierin auf der Toilette dabei. Dort konnte sie nachvollziehen, in welchem Stadium des Schwangerschaftsabbruchs sie sich gerade befindet. „Sie erkennen den Moment der Abtreibung daran, dass sie starke Blutungen und Krämpfe haben. Nachdem die Abtreibung vollzogen ist, werden sowohl die Krämpfe als auch die Blutungen nachlassen“, konnte sie auf dem Monitor lesen. Sie machte eine Online-Abtreibung.

Auf der Website Womenonweb.org kann sich jede Frau, die ungewollt schwanger ist, Abtreibungspillen nach Hause bestellen und nach Anleitung im eigenen Badezimmer eine Abtreibung durchführen. Ein Service mit großem Erfolg: Frauen aus über 70 Ländern haben ihn schon genutzt, hauptsächlich dort, wo Schwangerschaftsabbrüche verboten sind: Brasilien, Ägypten, Portugal oder Polen.

Eine rigide Abtreibungspolitik ändert nichts an der Zahl der Abbrüche, meint Rebecca Gomperts von der Organisation „Women on Waves“. Die Ärztin ist die Initiatorin von Womenonweb.org. Schlagzeilen machte die resolute 42-Jährige aber schon vor der Gründung der Seite. Mit einem medizinisch voll ausgestatteten „Abtreibungsschiff“ kreuzte sie die letzten Jahre in den Gewässern der Länder, in denen Schwangerschaftsabbrüche illegal sind. Obwohl sie keine der sogenannten „off-shore“-Abtreibungen durchführte, schlugen ihr oft nicht bloß blanke Ablehnung, sondern auch faule Eier und Tomaten entgegen.

Initiatorin verlangt Recht auf Abtreibung

„Frauen haben das absolute Recht, selbst eine Abtreibung durchzuführen“, sagt Rebecca Gomperts. „Und Womanonweb.org ist der einzige Weg in diesen Ländern, Zugang zu Abtreibungspillen zu erhalten. Es gibt einfach keine andere Möglichkeit auf ein selbstbestimmtes Leben, bis sich die Abtreibungspolitik dieser Länder ändert.“

Auf der Seite selbst klingt alles merkwürdig einfach: 25 Fragen beantworten, versichern, dass man höchstens in der neunten Woche schwanger ist und auf jeden Fall eine medizinische Beratung eingeholt hat, 70 EUR für die Medikamente bezahlen, die dann innerhalb weniger Tage zusammen mit einer ausführlichen Anleitung zur Einnahme geliefert werden.

In Kanada sind Abtreibungen nicht verboten. Für Adriana war der Do-it-yourself-Abbruch dennoch eine bessere Lösung, als ins Krankenhaus zu gehen. „Ich fand es gut, zu Hause abtreiben zu können. So war das Ganze weniger dramatisch und weniger klinisch“, schreibt sie auf der Website der Abtreibungsorganisation. Obwohl sie die Online-Abtreibung weiterempfehlen würde, gibt sie zu: „Alleine zuhause zu sitzen und zu warten, dass die Blutung beginnt, ist der pure Horror.“

Genau diese Blutungen machen die Online-Abtreibung zu einem Risiko. Eine Studie, veröffentlicht im „British Journal of Obstetrics and Gynaecology“, beschreibt, dass elf Prozent der Frauen, die eine Do-it-Yourself-Abtreibung hinter sich haben, danach einen chirurgischen Eingriff benötigen. Entweder ging der Fötus nur unvollständig ab oder die Blutung hörte nicht auf. Acht Prozent der 400 Befragten gaben dem Wissenschaftsmagazin zufolge an, die Medikamente nur unvollständig eingenommen zu haben – ein Umstand, der zu gesundheitlichen Schäden führen kann. „Trotzdem ist die Zahl der Frauen, die sich durch eine Abtreibung schwere Schäden zufügen, ohne Zugang zu Medikamenten deutlich höher“, erwidert Rebecca Gomperts.

Auch für Adriana sind noch viele Fragen offen. „Der härteste Teil des Schwangerschaftsabbruchs ist das Schuldgefühl. Die Situation war vermeidbar, ich hätte es besser wissen müssen.“ Die Anonymität des Online-Abbruchs nimmt ihr das nicht ab. „Obwohl es einfach war abzutreiben, werde ich tun was immer ich kann, um niemals wieder so etwas durchmachen zu müssen“.

Quelle:Welt Online