Fünf Tassen Kaffee pro Tag sind kein Problem – zumindest aus neurologischer Sicht. Die Angst, dass Kaffeegenuss das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen könnte, sei unbegründet, gab die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) Entwarnung.
Im Gegenteil: Forscher hätten sogar festgestellt, dass Menschen, die nicht mehr als fünf Tassen Kaffee pro Tag trinken, seltener einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt erleiden als diejenigen, die gar keinen Kaffee trinken. „Nach jahrzehntelanger Diskussion und Verunsicherung ist dies sicher eine gute Nachricht für unsere Patienten“, sagte Hans-Christoph Diener, Direktor der Klinik für Neurologie am Uniklinikum Essen und Sprecher der DGN.
Die Fachgesellschaft wertet mit dieser Stellungnahme eine der größten Studien über einen möglichen Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diese Arbeit von Forschern der Universitäten Harvard (USA) und Singapur, war im vergangenen November in der Fachzeitschrift Circulation erschienen (2013: 11:643-59).
Dabei fanden die Wissenschaftler das geringste Risiko bei einem mäßigen Kaffeegenuss von drei bis fünf Tassen täglich. Aber auch Menschen, die bis zu sieben Tassen Kaffee tranken, erlitten im Durchschnitt weniger Schlaganfälle, Herzinfarkte und andere Herzleiden als diejenigen, die gar keinen Kaffee tranken. Das Team um den Harvard-Epidemiologen Frank Hu hatte in einer Metaanalyse 36 Studien mit insgesamt nahezu 1,3 Millionen Studienteilnehmern ausgewertet.
Im Vergleich zu Menschen, die gar keinen Kaffee tranken, war die Schlaganfallrate unter den Vieltrinkern (fünf Tassen pro Tag) um fünf Prozent niedriger gewesen. In der Gruppe mit durchschnittlich 1,5 Tassen pro Tag waren elf Prozent weniger Schlaganfälle aufgetreten. Und in der Gruppe mit moderatem Kaffeekonsum (durchschnittlich 3,5 Tassen) hatten die Forscher das geringste Schlaganfallrisiko errechnet: Es war um 20 Prozent geringer als bei Menschen, die gar keinen Kaffee tranken.
„Wenn man das Risiko für einen Schlaganfall oder andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen dem Kaffeekonsum gegenüberstellt, so ergibt sich eine u-förmige Kurve“, erläutert Diener. Menschen, die gar keinen Kaffee tränken, seien stärker gefährdet als diejenigen mit wenigen Tassen am Tag. Bei drei bis fünf Tassen sei das Risiko am geringsten. Mit zunehmendem Kaffeekonsum steige das Risiko wieder leicht an.
Ein höheres Risiko als Nicht-Kaffee-Trinker scheine man jedoch erst ab ungefähr neun bis zehn Tassen täglich zu haben. „Die meisten Menschen brauchen sich also keine Sorgen zu machen, lediglich etwa in der Schwangerschaft und bei schwer einstellbarem hohen Blutdruck ist Zurückhaltung angebracht“, so Diener.
Quelle: deutsches aerzteblatt