Männer sind wohl doch die schlechteren Multitasker

Eine aktuelle Studie bestätigt, was Frauen längst zu wissen glauben: Sind verschiedene Aufgaben zu erledigen, kommen Frauen damit besser klar und verlieren weniger Zeit als Männer.

Es ist ein ewiger Streit über ein altes Klischee: Können Frauen nun wirklich besser multitasken als Männer – oder nicht? Jeder hat so seine Meinung dazu, nur die Wissenschaft hielt sich bislang zurück damit, der einen oder anderen Seite recht zu geben. Jüngst haben aber britische Forscher dann doch einmal in zwei Experimenten getestet, wie gut es den beiden Geschlechtern im Durchschnitt gelingt, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen.

Wie die Forscher um Gijsbert Stoet von der University of Glasgow im „BMC Journal“ berichten, benötigten die Männer deutlich mehr Zeit als Frauen, wenn es darum ging, mehrere alltägliche Aufgaben schnell nacheinander am Computer zu bearbeiten. Die Wissenschaftler konzentrierten sich bewusst auf schnell aufeinanderfolgende Aufgaben – denn inzwischen weiß man, dass Multitasking fast nur so möglich ist. Niemand kann also tatsächlich zwei Dinge absolut zeitgleich erledigen.

Die 240 Versuchsteilnehmer mussten zunächst in zwei Durchläufen simple Objekte am Bildschirm unterscheiden, etwa, ob dort ein Quadrat oder eine Raute gezeigt wurde. So maßen die Forscher die Ausgangsgeschwindigkeit, die ein Proband für diese Aufgabe benötigte. In den folgenden Durchgängen aber wurde die Unterscheidungsaufgabe unterbrochen von anderen Aufgaben. Diese waren war ebenfalls simpel, erforderten aber, sich im schnellen Wechsel auf eine neue Aufgabenstellung zu konzentrieren.

Männer lösen Aufgaben langsamer als Frauen

Dann berechneten die Wissenschaftler, wie viel langsamer die Männer und Frauen dabei wurden. Und tatsächlich waren die Frauen im Schnitt deutlich schneller: Sie brauchten 69 Prozent, die Männer 77 Prozent mehr Zeit für die Durchgänge mit Multitasking. Im zweiten Experiment mussten jeweils 47 Frauen und Männer innerhalb von acht Minuten drei Aufgaben lösen: einen Schlüsselbund in einem zuvor unbekannten Raum finden, einfache Rechenaufgaben lösen und verschiedene Restaurants auf einer Stadtkarte finden.

Außerdem klingelte zwischendurch auch noch das Telefon im Labor und forderte die Probanden auf, verschiedene Wissensfragen zu beantworten. Hier waren die Frauen nur beim Finden des Schlüsselbundes überlegen: Sie fanden ihn deutlich schneller als Männer. Sonst aber gab es im zweiten Experiment keine Geschlechtsunterschiede.

Die Forscher vermuten, dass Frauen besser als Männer planen und den Überblick behalten – das könnte erklären, warum sie beim Schlüsselfinden im Vorteil waren. Ein kleiner Vorteil für die Frauen blieb also auch im zweiten Experiment.

Die Forscher warnen aber davor, voreilige Schlüsse zu ziehen: Sie hätten nur sehr spezifische Aufgaben gestestet, und in einer anderen Studie könnten die Ergebnisse ganz anders ausfallen. „Wir brauchen mehr Forschung, bevor wir klare Schlussfolgerungen ziehen und erklären können, warum die Frauen in unserer Studie besser abschnitten“, schreiben sie.

Ob die Frauen nun wirklich ein bisschen schneller sind oder nicht: Langsamer wurden durch das Multitasking jedenfalls alle. Und das ist letztlich vielleicht die wichtigere Botschaft.

Quelle: Welt Online