Warum ein Frühlingstag so unglaublich guttut

Licht und Wärme kurbeln in den ersten Frühlingstagen Körper und Psyche gehörig an. Drei Experten erklären, warum die ersten Sonnenstrahlen mitunter wie ein Befreiungsschlag erscheinen.

„Endlich Frühling!“ Bei vielen Menschen herrscht derzeit Hochstimmung, den wärmenden Sonnenstrahlen sei Dank. Das könnte auch so bleiben: Dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zufolge wird die zweite Hälfte der Woche fast sommerlich warm. Die ersten warmen Tage fühlen sich einfach gut an. Doch die Frühlingseuphorie ist nicht einfach so da. Sie kann auch wissenschaftlich erklärt werden. Drei Forscher aus verschiedenen Disziplinen beschreiben den Zusammenhang zwischen gutem Wetter und guter Laune:

Der Psychologe: Besonders bei einem frühen Frühling und bei gutem Wetter steigt die Stimmung. Der Mensch sei darauf programmiert, bei Dunkelheit zu ruhen, bei Licht sei er hingegen auf Aktivität und Hochgefühl gepolt, sagt Peter Walschburger, emeritierter Professor für Biopsychologie an der Freien Universität Berlin. „Auf Licht reagieren wir ganz massiv.“ Das bewusste Erleben und das Verhalten der Menschen ändere sich durch einen schönen Frühlingstag radikal.

Dabei kommt es zu positiven Rückkopplungseffekten: „Sie sehen plötzlich viele Menschen draußen. Dadurch gehen Sie selbst leichter raus.“ Außerdem könne man beispielsweise leichter angezogen sein, was wiederum optische Reize für das andere Geschlecht schaffe. „Sie sehen mehr Pärchen entlang der Seen wandeln. So ist das ein allgemeiner Aufschaukelungseffekt.“ Auch Düfte und Vogelgezwitscher haben auf uns Einfluss. „Deswegen ist der Frühling eine unglaubliche Aufbruchszeit.“ Im Winter sei die Lebensweise hingegen gedämpft: „Wir schlafen länger und werden etwas dicker.“

Mehr Glückshormone im Blut

Der Endokrinologe: Sonnenstrahlen ändern unseren Hormonhaushalt. Einen besonders starken Einfluss auf unsere Laune haben das Schlafhormon Melatonin und das Glückshormon Serotonin, erklärt Helmut Schatz, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie. Das ist die Lehre von den Hormonen und dem Stoffwechsel. Wenn es früher hell wird und die Sonne stärker scheint, fällt mehr Licht aufs Auge. Dadurch bekommt die sogenannte Zirbeldrüse – auch drittes Auge genannt – im Gehirn den Befehl: Melatoninproduktion herunterfahren. „Also sind wir munterer.“

Gleichzeitig steigt bei Sonnenlicht die Serotoninbildung im Körper – und mit mehr Glückshormonen im Blut haben wir bessere Laune. Auch die Wärme hat einen Einfluss aufs Gemüt. Allerdings führe Kälte nicht automatisch zu schlechterer Laune: „Denken Sie an einen schönen Wintertag, wenn es minus fünf Grad hat – da fühlen Sie sich auch wohl, wenn Sie vor der Skihütte in der Sonne sitzen.“

Der Mediziner: Der Mensch ist wetterfühlig – schon immer. „Das liegt in den Genen, das ist archaisch“, sagt der Medizinmeteorologe Gerhard Lux vom Deutschen Wetterdienst. Das Wetter habe Einfluss auf uns, obwohl unser Wohlergehen im Gegensatz zu früher nicht mehr vom Wetter abhängt. „Der Körper weiß nicht wirklich, dass wir inzwischen alle Klimaanlagen und tolle Heizungen haben.“

Neben den akuten Sonnenstrahlen spiele im Frühjahr auch ein jahreszeitlicher Rhythmus eine Rolle. „Viele Leute sind unterwegs. Man bekommt Lust auf Eis oder auf Biergarten. Das steckt auch ein bisschen in uns drin, sich einfach wieder zu beteiligen.“ Der Körper fahre durch bestimmte Lichtreize wieder hoch und konzentriere sich beispielsweise auf die Nahrungsaufnahme und auf die Sexualität. Prinzipiell sei es ein gutes Zeichen, wenn der Körper auf einen Frühlingstag mit guter Laune reagiere: „Dann funktioniert auch alles so weit ganz gut.“

Quelle:Welt Online