Ein deutscher Lebensmittel-Experte stellt unsere Ernährungsweisheiten auf den Kopf. Die generelle Einteilung in gesunde und ungesunde Lebensmittel sei falsch, da viele Behauptungen – etwa, dass Obst und Gemüse vor Krebs schützen würden – einer wissenschaftlichen Prüfung nicht standhielten.
Menschen sollten bei ihrer Ernährung mehr auf ihren Körper als auf die gängigen Ernährungsregeln hören. „Die generelle Einteilung in gesunde und ungesunde Lebensmittel ist Blödsinn. Jeder Mensch ist unterschiedlich und hat seine individuellen Bedürfnisse“, sagt der Frankfurter Ernährungswissenschaftler Uwe Knop. Er rät als Autor des Buches „Hunger & Lust“, gängige Ernährungsratschläge am besten zu vergessen – weil die meisten nicht bewiesen seien. Kaum ein Forschungszweig liefere so widersprüchliche Ergebnisse wie die Ernährungswissenschaften.
„Gestern verursachte rotes Fleisch Darmkrebs, heute haben Vegetarier ein erhöhtes Risiko für Darmtumore“, sagt der 37-Jährige. Eine Wandlung vom Saulus zum Paulus habe der Kaffee durchgemacht. Früher seien die Wissenschaftler davon ausgegangen, dass er dem Körper Wasser entziehe. Nun schütze er angeblich unter anderem vor Krebs und Gicht. Ein Glas Rotwein täglich wirke laut einer Studie zwar vorbeugend gegen einen Herzinfarkt. Gleichzeitig schädige es jedoch nach anderen Studien langfristig die Leber und erhöhe bei Frauen das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken.
Es sei auch nicht erwiesen, dass Obst und Gemüse vor Krebs schützen würden, Cholesterin gefährlich sowie Vollkornbrot besser als Weißbrot sei. Auch gelte etwa Olivenöl zwar als sehr gesund, dabei schädige es laut einer aktuellen Studie aber die Gefäße. Knop bezweifelt auch den Sinn des Ratschlags, dass jeder Mensch täglich mindestens zwei Liter Wasser trinken müsse. Das Stillen des normalen Durstgefühls reiche unter normalen Bedingungen aus.
Der menschliche Körper wisse, was ihm gut tue. Er verlange eine ausgewogene Ernährung, indem er erst für Lust auf spezielle Lebensmittel und anschließend als Belohnung für ein Wohlgefühl sorge. So stelle er das Überleben sicher.
Allerdings sollten Menschen nur essen, wenn sie wirklich Hunger hätten. Die Speisen sollten mit voller Aufmerksamkeit genossen werden. „Für gesunde Menschen ist genussvolles Essen auch gesund, und zwar für Körper und Geist“, sagt Knop. Wie wichtig die Lust bei der Ernährung sei, hätten Tierversuche bei Nagern mit blockiertem Belohnungssystem gezeigt. Diese hätten kein Interesse mehr an Nahrung gehabt und seien innerhalb von Wochen verhungert.
Das Lustgefühl bringe auch die nötige Abwechslung im Speiseplan. Irgendwann schmecke selbst das Leibgericht fade. Der Körper stelle die Geschmackssensoren und Lustgefühle auf andere Nahrung um und sorge so für die Versorgung mit den benötigten Nährstoffen. „Nur unser Körper kennt unseren Versorgungsstatus“, sagt Knop. Je weniger das Essverhalten vom Verstand gesteuert werde, umso besser sei es.
Gegessen werde solle stets bis zur Sättigung. Wer vorher aufhöre, riskiere ein andauerndes Hungergefühl, das sich irgendwann in Form von Heißhunger und Fressattacken seinen Weg bahne.
Quelle: Welt Online