Volle Praxen, überfüllte Klinik-Notaufnahmen und hustende Patienten – fast 20.000 Menschen sind in diesem Winter hierzulande an Influenza erkrankt. Eine Region ist besonders betroffen.
Deutschland steckt mitten in einer Grippewelle. Obwohl der Höhepunkt noch nicht erreicht ist, gibt es in dieser Saison bereits rund 20.000 bestätigte Influenza-Erkrankungen, während es im Winter 2013/2014 nur um die 7000 Fälle waren. Allerdings war die Grippeepidemie in der vergangenen Saison besonders milde verlaufen.
Doch jetzt liegen in Deutschland viele Menschen flach: Fieber, Husten, Gliederschmerzen. Am häufigsten sind bisher Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre von Grippe betroffen. Bei den Erwachsenen erwischte es die 30- bis 40-Jährigen am häufigsten.
Die große Mehrzahl der Patienten hat sich nicht gegen Grippe impfen lassen. Von den 182 in Berlin Erkrankten der Woche bis zum 18. Februar ließen sich zum Beispiel nur 13 zuvor immunisieren.
Die Virusvariante H3N2 hat sich verändert
Doch auch wer geimpft worden ist, hat in diesem Winter einen deutlich schlechteren Schutz als in vergangenen Jahren. Bei einem der drei derzeit zirkulierenden Virustypen müsse mit einer schwächeren Wirksamkeit gerechnet werden, teilte das Robert-Koch-Institut (RKI) mit.
Professor Klaus Schughart, Leiter der Abteilung „Infektionsgenetik“ am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig, erklärt den Grund für die schwächere Wirksamkeit der diesjährigen Impfung. Es liegt daran, dass sich eine Variante des Grippeerregers A H3N2 zwischenzeitlich leicht verändert hat und nicht mehr mit dem Impfstoffvirus übereinstimmt.
„Der Influenzastamm für die Herstellung des Impfstoffs wird im vorausgehenden Jahr bestimmt. Hierfür wird eine Voraussage auf Basis des Vorjahres und den zu dem Zeitpunkt kursierenden Influenzaviren getroffen. Die Voraussagen sind meistens sehr gut, nur leider nicht immer“, sagt Schughart.
Hotspot der Grippewelle ist die Oberpfalz
Glücklicherweise verläuft die Grippe in vielen Fällen nicht sehr schwer. So mussten beispielsweise in Berlin bislang nur zehn Prozent der Betroffenen ins Krankenhaus. Besonders stark ist Bayern von der Grippewelle erfasst worden.
Seit Jahresanfang wurden dort rund 5000 Fälle von Influenza gemeldet – fast siebenmal so viele wie zum selben Zeitpunkt des Vorjahres. Nach Einschätzung von Experten liegt die Dunkelziffer noch deutlich höher.
Der größte Hotspot der diesjährigen Grippewelle liegt in der Oberpfalz. In dieser Region wurden allein in dieser Woche 436 neue Influenza-Erkrankungen gemeldet.
Höhepunkt der Grippewelle erst Mitte März
Die Grippewelle verlaufe Jahr für Jahr sehr unterschiedlich – mal starte sie wie dieses Jahr sehr früh, in anderen Jahren erreiche sie erst im März ihren Höhepunkt. Die Experten erinnern daran, dass 2011 zum jetzigen Zeitpunkt hierzulande sogar 5800 Menschen an Influenza erkrankt waren.
„In den USA ist die Grippewelle bereits vorbei, und das dort kursierende Virus scheint stärkere Symptome zu verursachen als in vorangegangenen Epidemien“, sagt Schughart. „In Deutschland steht der Gipfel noch bevor. Wir müssen aber mit einem ähnlichen Verlauf rechnen.“
Bereits in den vergangenen drei Wochen ist die Zahl der Influenza-Infektionen in Deutschland stark gestiegen, der Höhepunkt wird aber erst in den kommenden drei Wochen erwartet.
Teilweiser Impfschutz ist besser als keiner
Obwohl der aktuelle Impfstoff nicht so effektiv ist wie erhofft, sind sich die Experten einig, dass eine Impfung dennoch empfehlenswert ist. „Teilweiser Schutz ist besser als keiner. Daher sollte man sich dennoch impfen lassen, auch wenn die Impfung gegen einen Stamm weniger gut schützt als erwartet“, sagt Carlos Guzmán, Leiter der Abteilung Vakzinologie am HZI in Braunschweig.
„Außerdem schützt der diesjährige Impfstoff gegen mehrere Viren – das saisonale H1N1-, das Influenza-B-Virus und das besagte H3N2-Virus. Eine gute Schutzwirkung gegen die H1N1- und Influenza-B-Viren ist gegeben“, betont Schughart.
Quelle: WeltN24 Online