Forscher aus den USA haben nach eigenen Angaben erstmals einen menschlichen Embryo aus einer erwachsenen Körperzelle geklont. Nach diesem Verfahren war im Jahr 1996 auch das berühmte Klonschaf Dolly zur Welt gekommen.
Die Gruppe um Andrew French von der Stemagen Corporation in La Jolla (US-Staat Kalifornien) berichtet in einer am Donnerstag online veröffentlichten Studie im Journal „Stem Cells“ über die Resultate. Mit dem Verfahren wollen die Forscher menschliche embryonale Stammzellen gewinnen. Die Klonembryonen entwickelten sich aber nicht über ein frühes Stadium, die sogenannte Blastozyste* hinaus.
„Solide durchgeführte Arbeit“
„Das ist eine solide durchgeführte Arbeit“ , urteilte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Stammzellforschung, Jürgen Hescheler von der Universität Köln. Die Veröffentlichung sei jedoch nicht überzubewerten: „Dass die Methode im Prinzip funktioniert, hat man bei vielen Säugetieren gezeigt. Sie auf den Menschen zu übertragen, ist eigentlich nur eine technische Frage.“ In Deutschland sind solche Experimente mit menschlichen Zellen verboten.
Für das etablierte Dolly-Verfahren wird zunächst die Eizelle einer Spenderin entkernt. dann entnehmen die Forscher den Kern einer erwachsenen Zelle und pflanzen ihn in die leere Hülle. Die darin enthaltenen Substanzen programmieren den erwachsenen Kern wieder in ein frühes Stadium zurück. Damit erhält der „alte“ Kern die Möglichkeit, sich zu teilen und zu einem „neuen“ Embryo heranzuwachsen.
Geklonte menschliche Embryonen
Für die nun veröffentlichte Untersuchung wurden insgesamt 29 überzählige Eizellen von drei jungen Frauen im Alter 20 bis 24 Kahren verwendet. Die Frauen hatten sie der Forschung kostenlos zur Verfügung gestellt, heißt es in „Stem Celles.“ French und seine Kollegen wollten mit ihren Unersucungen klären, wie sich aus erwachsenen Hautzellen geklonte menschliche Embryonen entwickeln. Die Gruppe betont, dass sie ihre Erfolg durch genetische Analysen exakt belegen kann. Diese Gentests zeigten, dass der Embryo im Zellkern das Erbmaterial des Hautzellen-Spenders enthielt. In den Zellkraftwerken (Mitochondrien) der Embryo-Zellen fand sich -wie erhofft- das Erbgut der Eizellspenderin.
Das US-Unternehmen will auf diesem Weg Stammzellen gewinnen. In der jetzt vorgestellten Arbeit wurden die Zellen der Embryonen für die genetische Analyse komplett benötigt. Da keine Stammzellen gewonnen seien, lasse sich im Moment noch nichts mit Sicherheit über das Entwicklungspotenzial so erzeugter Zellen sagen, betonte Hescheler.
Kulturen von Hautzellen Erwachsene
Der südkoreanische Forscher Hwang Woo Suk hatte bereits 2004 einen Klonerfolg bei menschlichen Embryonen für sich in Anspruch genommen, seine Gruppe hatte die Resultate jedoch nachweislich gefälscht. Dies hatte einen der größten Forscherskandale der vergangenen Jahre zur Folge.
Britische Forscher hatten schon 2005 einen menschlichen Embryo geklont. Sie schleusten dafür aber den Kern einer embryonalen Stammzelle in eine leere Eizelle ein. Embryonale Stammzellen sind jedoch viel schwieriger zu bekommen und zu kultivieren als andere Zellen. Zudem befinden sie sich noch in einem frühen, sehr entwicklungsfähigen Zustand. Die US-Forscher verwendeten für ihre Arbeit nun die Kerne aus Kulturen von Hautzellen Erwachsener, die viel leichter zu erhalten sind.
Therapeutisches Klonen
Fernziel vieler solcher Experimente ist das therapeutische Klonen: Die Zellen früher Embryonen können sich in Prinzip noch zu Zellen aller rund 200 Gewebe des Menschen entwickeln. Mediziner hoffen, auf diese Weise verschlissene Zellen und Organe von Patienten zu ersetzen. Weil die Zellen dafür aus dem Körper des Patienten stammen, werden sie von seinem Immunsystem nicht abgestoßen.
Inzwischen zeichnen sich aber weitere Wege ab, um an die begehrten Stammzellen zu kommen. Forschern gelang es kürzlich mit einem Cocktail verschiedener Erbanlagen, erwachsene Zellen direkt in ein frühes, embryonales Stadium zurückzuprogrammieren.
Quelle: zdf/dpa
* Blastozyste, (gr.: blastos = Spross, Keim, kystis = Blase bzw. Keimbläschen). Frühes Stadium der embryonalen Entwicklung, etwa acht Tage nach der Befruchtung.