Stammzellen ohne Hilfe eines Gens gewonnen

Der jüngste Durchbruch in der Stammzellentechnik ist ein deutsch-amerikanischer: Biologen programmierten Zellen aus dem Bindegewebe von Mäusen in eine Art embryonale Stammzellen zurück, ohne dafür Gene in die Mäusezellen einzuschleusen. Lediglich ein paar Eiweiße wurden zu den Zellen gegeben.

Deutsche und amerikanische Forscher haben Zellen ohne das Einschleusen von Genen zu pluripotenten Stammzellen reprogrammiert. Hans Schöler vom Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin in Münster und seine US-Kollegen gaben lediglich einige Eiweiße zu den Bindegewebszellen von Mäusen.

Die so gewonnenen piPS-Zellen (protein-induced pluripotent stem cells) könnten eines Tages ein Ersatz für die ethisch umstrittenen embryonalen Stammzellen werden. Auf dieses Verfahren haben viele Wissenschaftler hingearbeitet.

Weil keine zusätzlichen Gene eingesetzt wurden, steigt das Krebsrisiko bei einem möglichen späteren medizinischen Einsatz dieser Zellen nicht. Die Arbeit veröffentlicht das Journal „Cell Stem Cell“. „Das ist ein wichtiger Durchbruch auf dem Gebiet der Rückprogrammierung“, sagte Wolfgang-Michael Franz vom Universitätsklinikum Großhadern in München.

Seit 2006 verzeichnen die Reprogrammierer große Fortschritte: Damals präsentierten die Japaner Kazutoshi Takahashi und Shinya Yamanaka als erste Forscher Zellen (iPS-Zellen, induced pluripotent stem cells) von Mäusen, die sie mithilfe von vier Kontrollgenen in eine Art embryonalen Zustand zurückversetzt hatten. Der Nachteil war aber, dass sie Kontrollgene in die Zellen schleusen mussten, die bei einem medizinischen Einsatz das Krebsrisiko erhöhen können.

2007 gelang die Reprogrammierung von menschlichen Hautzellen. Nach und nach gelang es den Forschern, nur noch drei, zwei und schließlich sogar nur noch ein Kontrollgen zu verwenden. Anfang März 2009 stellten zwei Forscherteams schließlich iPS-Zellen vor, bei denen die zugeführten Kontrollgene nach der Arbeit wieder herausgeschnitten wurden.

Ende März 2009 präsentierte der US-Forscher James Thomson Zellen, bei denen er die Kontrollgene nicht einmal mehr ins Erbgut der Zellen einschleusen muss. Er gab sie nur in einem Ring (Plasmid) in die Zelle und zog sie später wieder heraus. Nun müssen nur noch Eiweiße zugefügt werden.

Quelle: Welt Online