Studenten schlucken Pillen gegen Stress

Prüfungsdruck und finanzielle Sorgen: Die Zahl der Studenten, die Psychopharmaka konsumieren, ist stark gestiegen. Allein bei Antidepressiva stiegen die Verordnungsraten binnen vier Jahren um 40 Prozent.

Immer mehr Studenten bekämpfen ihren Studienstress mit Medikamenten. Jede fünfte Pille, die ein Hochschüler verschrieben bekommt, ist ein Präparat gegen Erkrankungen des Nervensystems, wie eine in Hamburg veröffentlichte Auswertung der Techniker Krankenkasse (TK) zur gesundheitlichen Situation Studierender zwischen 20 und 35 Jahren ergab.

Während laut TK ein Student 2006 im Schnitt 8,7 Tagesdosen Psychopharmaka und ähnliche Präparate erhielt, waren es 2010 bereits 13,5 Tagesdosen, was einer Steigerung um 55 Prozent entspricht.

Erwerbstätige in dieser Altersgruppe bekamen 2010 im Schnitt 9,9 Tagesdosen verschrieben und damit “nur” 39 Prozent mehr als 2006 (7,1 Tagesdosen), so die TK.

Antidepressiva ganz stark im Trend

Insgesamt kamen auf jeden Hochschüler im Jahr 2010 Medikamente für 65 Tage, auf einen erwerbstätigen Altersgenossen dagegen 72 Tagesdosen. Besonders die Verordnungsraten von Antidepressiva stiegen in den letzten vier Jahren um mehr als 40 Prozent.

Bei jedem fünften Studenten und jungen Erwerbstätigen wurde laut der Erhebung mindestens einmal pro Jahr eine psychische Störung diagnostiziert.

Frauen waren mit 30 Prozent deutlich häufiger betroffen als Männer mit 13 Prozent. Mit zunehmendem Alter nehmen die Diagnosen einer psychischen Störung bei Studierenden erheblich stärker zu als bei Berufstätigen.

Nahezu jeder Hochschüler leidet unter Stress

Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage unter 1000 Studenten in Nordrhein-Westfalen leidet fast jeder deutsche Hochschüler unter Stress. Fast die Hälfte der Befragten fühlt sich sogar häufig oder immer gestresst.

Hauptursache sind demnach Prüfungen, Zeitdruck und finanzielle Sorgen. Die Studenten klagten über Nervosität, Erschöpfung, Kopfschmerzen und Schlafstörungen. Jeder Zehnte gab an, dass er zur Stress-Bekämpfung Psychopharmaka nimmt.

Die meisten Befragten machten die Studienzeitverkürzung für den Druck verantwortlich. Durch die neuen Studiengänge blieben ihnen weniger Freiräume und weniger Zeit für die Persönlichkeitsentwicklung.

Quelle:Welt Online