Jeder Schritt schmerzt: Viele Frauen leiden unter einer Schiefstellung der Großzehe. Dachten Ärzte früher, dass unbequeme Modeschuhe Grund für die Entzündung an den Druckstellen sind, ist heute bekannt, dass eine erbliche Veranlagung die Zehenballen anschwellen lässt. Lösung ist ein winziges Titanplättchen.
Ein kleines METALLPLÄTTCHEN aus TITAN, drei Zentimeter lang und aufgeschraubt auf den vorher durchtennten Mittelfußknochen, das ist die jüngste Therapiemethode beim HALLUX VALGUS. Diese Schiefstellung der Großzehe, die oft noch begleitet ist von immer wiederkehrenden Entzündungen an den Druckstellen, lässt den Zehenballen seitlich wie eine große Beule so stark hervordrängen, dass das Laufen immer mit Schmerzen verbunden ist.
Betroffen von einem HALLUX VALGUS sind zu 80 % Frauen und zu 20 % Männer. Die weitverbreitete Meinung, der schmerzende Zehenballen sei nur eine Folge modischer Schuhe, ist heute nicht mehr haltbar. Der Orthopäde Diedrich Haesen von der Klinik Fleetinsel in Hamburg verweist auf eine erbliche Veranlagung, was sich allein daran ablesen lasse, dass 20 % der Ballenzehpatienten Männer sind.
Zum Teil könnte der höhere Anteil der Frauen auch an der Struktur des schwächeren weiblichen Bindegewebes liegen. Eine wietere Ursache ist der Spreizfuß, der den Ballenbereich verbreitert und allmählich eine immer schifer werdende Stellung der großen Zehe nach sich zieht. Der restliche Anteil möglicher Ursachen mag dann auf das Konto enger Schuhe gehen, die verhindern, dass der Fuß im Schuh seine natürliche Form beibehalten kann. Ärzte raten dazu, solche Schuhe wenigstens nicht andauernd zu tragen.
Bei der Operation des HALLUX VALGUS werden in Deutschland rund zehn verschiedene Methoden genutzt, darunter die Abmeißelung von Knochenüberschüssen, die Korrekturen an Sehnen und sogar noch die Versteifung von Gelenken. Grundsätzlich sollte nicht vorschnell operiert werden, rät Haesen. Überhaupt sollte der Zeitpunkt der Operation hauptsächlich von Leidensdruck des Patienten bestimmt werden. Der Eingriff, bei dem das TITANTPLÄTTCHEN eingesetzt wird, dauert etwa eine Stunde, jede Narkose ist möglich, Vollnarkose ebenso wie eine örtliche Betäubung.
Was bei der Verformung der Großzehe so auffallend nach außen drängt, ist der Mittelfußknochen, der sich schräg gestellt hat. Bei der Operation ist seitlich am Fuß ein etwa zehn bis zwölf Zentimeter langer Schnitt erforderlich, damit der Knochen freigelegt werden kann. In der unteren Hälfte wird der Knochen durchtrennt und ein Keil herausgeschnitten. Dieser hat die exakt berechnete Schrägung, damit beim Zusammenfügen beider Teile wieder eine anatomisch korrekte Knochenlinie entsteht, die den herausdrängenden Ballen verschwinden lässt. Das seitlich angebrachte TITANPLÄTTCHEN verbindet die beiden Knochenteile und wird mit vier jeweils bis zu 25 Millimeter langen Titanschrauben an den Knochenteilen fixiert. Besonders stabil wird das Plättchen dadurch, dass nicht nur der Schraubenhals, sondern auch der Schraubenkopf ein Gewinde hat, das sich beim Eindrehen mitr einem Gewinde in den Schraubenlöchern des Plättchens verbindet. „So entsteht eine kraft- und formschlüssige Verbindung zwischen Schrauben und Metallteil“, sagt Haesen. Das Plättchen kann dauerhaft im Fuß bleiben.
Patienten können mit einem Nachbehandlungsschuh den Fuß sofort belasten. Das ist einer der Vorteile dieser Achskorrektur mit Knochendurchtrennung. Grundsätzlich kann auch eine geringere Schwellung und eine kürzere Genesungszeit erwartet werden.
Quelle: Berliner Morgenpost