Viele Ärzte sehen Gesundheitsrecherche im Internet kritisch

Immer mehr Patienten informieren sich im Internet über Gesundheitsthemen. Was dabei herauskommt, halten viele Ärzte aber für problematisch. Das zeigt eine neue Online-Umfrage der Bertelsmann Stiftung zusammen mit der Barmer GEK.

Im Rahmen der Studie befragten die Autoren ambulant tätige Ärzte aus den Fachbereichen Allgemeinmedizin, Innere Medizin, Anästhesie, Allgemeinchirurgie, Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Kinder- und Jugendmedizin, Psychiatrie und Psychotherapie, Neurologie und Orthopädie, Haut- und Geschlechtskrankheiten, Urologie, Augenheilkunde und HNO. 804 Ärzte haben sich beteiligt.

45 Prozent von ihnen meinen, die Selbstinformation der Patienten erzeuge vielfach unangemessene Erwartungen und Ansprüche, die die Arbeit der Ärzte belasteten. Fast ein Drittel (30 Prozent) der Ärzte ist der Ansicht, dass die Selbstinformation die Patienten meist verwirre und das Vertrauen zum Arzt beeinträchtige. Knapp ein Viertel der Ärzte rät Patienten aktiv von der eigenständigen Suche nach Informationen ab.

Rund 40 Prozent der Ärzte freuen sich aber auch über das Interesse der Patienten. 56 Prozent der Ärzte hat nach eigenen Angaben vertrauenswürdige Informationsmaterialien in ihrer Praxis ausliegen. Knapp 50 Prozent weisen ihre Patienten auf gute Informations¬quellen hin und ebenfalls knapp 50 Prozent der Ärzte suchen selbst nach geeigneten Informationen für ihre Patienten. Nur 15 Prozent der Ärzte kennen sich nach eigenen Angaben eher nicht so gut oder überhaupt nicht gut mit den für Patienten verfügbaren Informationsangeboten aus.

„Es ist eine unumkehrbare Entwicklung, dass immer mehr Patienten ihre Krankheits¬symptome und die dazugehörigen Therapiemöglichkeiten im Internet recherchieren“, kommentierte Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, die Umfrage¬ergebnisse. Sie rät daher, Ärzte sollten die Selbstinformation ihrer Patienten als Chance betrachten und fördern.

Das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) weist darauf hin, dass es im Auftrag der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung verlässliche und verständliche Informationen für Patienten, Angehörige und Interessierte entwickelt. Dazu gehören Kurzinformationen zu verschiedenen Krankheitsbildern auf einer Doppelseite bis hin zu ausführlichen sogenannten Patientenleitlinien. Sie legen das aktuelle medizinische Wissen zu verschiedenen Krankheitsbildern verständlich dar. Die Informationen sind frei verfügbar.

Quelle: aerzteblatt.de