Warum Männer ihr Lauftempo an Frauen anpassen

Der eine rast, der andere bummelt: Menschen stimmen ihre Lauftempo so ab, dass sie möglichst wenig Energie verbrauchen. Männer machen da unbewusst eine Ausnahme – allerdings nur für die Partnerin.

Es gibt ja Leute, die rasen den Bürgersteig entlang, dass man kaum hinterherkommt. Andere bummeln dermaßen vor sich hin, dass man sie am liebsten auf ein angemessenes Tempo ziehen würde. Aber was heißt das eigentlich, angemessen?

Kaum jemand macht sich im Alltag Gedanken darüber, warum wir so schnell laufen, wie wir laufen. Anthropologen schon. Jeder Mensch, so sagen sie, wählt automatisch die Gehgeschwindigkeit, bei der am wenigsten Energie verbraucht wird.

Wie schnell das ist, das hängt vor allem von der Größe des Menschen ab, von seinem Gewicht und der Länge von Ober- und Unterschenkel. Da der Mensch aber selten allein unterwegs ist, stellt sich die Frage: Wie schnell oder langsam läuft man zusammen mit anderen? Und wer passt sich wem an?

Die Anthropologen Cara Wall-Sheffler und Janelle Wagnild von der Seattle Pacific University in Washington haben das in einer Studie untersucht, die unter dem schönen Namen “Energetische Konsequenzen menschlicher Sozialität: Laufgeschwindigkeiten in freundlichen Dyaden” im Journal “Plos One” veröffentlicht wurde.

Ist die Frau, mit der ein Mann läuft, die eigene Partnerin, dann passt er sich den Forschern zufolge unbewusst an das Tempo der Frau an und wird langsamer.

Frauen behalten ihr Lauftempo bei

Die Frau dagegen behält ihr Tempo bei. Sind Mann und Frau nur befreundet, dann treffen sie sich tempomäßig auf halbem Wege. Männer, die zusammen laufen, werden eher schneller, Frauen dagegen laufen dann noch langsamer als jeder für sich.

Dass Männer im Schnitt sieben Prozent langsamer laufen, um ihrer Partnerin entgegenzukommen, habe gute Gründe, so die Studienautoren. Zwar koste ihn das mehr Energie, doch es erspare der Frau zusätzliche Kraftanstrengung. Das mag im Zeitalter weitgehender Bewegungsarmut ziemlich sinnfrei klingen, hatte in der Evolution aber durchaus seine Berechtigung.

Da musste der Mensch lange zehrende Strecken bei Hitze und Kälte bewältigen, mit minimalen Energiereserven auf den Hüften. Das war nicht gut für die Fruchtbarkeit der Frauen, wie Studien zeigen: Längere Laufstrecken führten unter solchen Bedingungen zu weniger Nachkommen.

Quelle: Welt Online