Was bringt die Steinzeit-Ernährung?

Gesund oder Nährstoffmangel? Damit die Steinzeit-Diät nicht krank macht, muss man einiges beachten. Und abnehmen könne damit fast jeder, sagt ein Experte. Doch das Konzept an sich kränkelt.

Ist der menschliche Körper genetisch an eine bestimmte Ernährungsform angepasst? Würden wir womöglich viel gesünder leben, schlanker und fitter sein, wenn wir uns wie Jäger und Sammler in der Steinzeit ernährten?

Die Grundlage ist in etwa so: Es darf alles das auf dem Speiseplan stehen, das schon Jäger und Sammler vor Zehntausenden Jahren gegessen haben. Also vor allem Fleisch, Fisch, Gemüse, Früchte und Nüsse.

Da Zucker und Getreide – besonders Weißmehl – verboten sind, sehen viele darin die perfekte Diät. So gibt es sogar Paleo-Restaurants, die nur paläolithisches – das ist der Fachbegriff – Essen anbieten.

Doch macht eine solche Ernährung wirklich schlank? Und bekommen Menschen, die sich danach ernähren, überhaupt alle Nährstoffe, die sie brauchen?

Mehr Gemüse und Fisch, weniger Fleisch

Langzeitdaten gebe es dazu nicht, sagt Alexander Ströhle von der Universität Hannover. Wichtig sei, nicht zu viel Fleisch zu essen, sondern eher Gemüse und Fisch.

Beachtlich ist, wie einseitig sich viele Völker ganz von Natur aus ernähren. So essen die Inuit eigentlich nur Fisch und Fleisch; die afrikanischen Efe decken über Monate hinweg ihren Energiebedarf zu etwa 80 Prozent mit Honig.

Und auch, dass man ohne Getreide einen Kohlenhydrat-Mangel bekommen kann, sei ein Mythos. Zum einen nimmt man auch über Gemüse und Wurzelknollen Kohlenhydrate auf. „Wenn man aber wirklich ganz darauf verzichtet, schaltet das Gehirn auf ein Notprogramm um und benötigt keine Glukose mehr“, sagt Ströhle.

Unsere Gene haben sich verändert

Aber dennoch: Von der Logik her kränkelt das Steinzeit-Konzept, findet Ströhle. Denn: Kann es wirklich sein, dass unser Organismus nur an bestimmte Lebensmittel angepasst ist? Und wenn ja, hat sich unser genetisches Material in den vergangenen 10.000 Jahren wirklich nicht verändert?

Tatsächlich zeigen Analysen: Besonders in den letzten 10.000 bis 20.000 Jahren hat es sich sogar schneller verändert – und sich somit möglicherweise auch auf eine andere Ernährung eingestellt. Und auch die Lebensmittel selbst sind mit der Zeit gegangen – Obst und Gemüse sind heute nicht mehr genau das, was sie in der Steinzeit waren.

Aber wer abnehmen möchte und auf Weißmehl und Zucker verzichtet, der verliert mit „Paleo“ sicher einige Pfunde. „Wenn Sie energiekonzentrierte Lebensmittel wie Pizza und Co. weglassen und durch Gemüse und Fisch ersetzten, klar nehmen Sie dann ab“, sagt Ströhle.

Sicher ist aber auch: Abnehmen war früher, für die Menschen in der Steinzeit, gar nicht sinnvoll. Im Gegenteil. Die Logik der Paleo-Diät kränkelt also. Gesund ernähren kann man sich damit aber trotzdem.

Quelle: Welt Online