Das am 4. Dezember 2015 im Bundestag beschlossene “Gesetz für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen (E-Health-Gesetz)” soll Anfang 2016 in Kraft treten…
Und laut einer Studie setze bereits die Mehrheit der Deutschen bei Gesundheitsfragen auf das Internet.
Das gehe aus dem Trendmonitor der Techniker Krankenkasse (TK) hervor, der am 07.01.2016 in Berlin veröffentlicht wurde. Demnach sollen rund zwei Drittel der Deutschen Informationen zu Gesundheitsthemen in erster Linie im Netz suchen.
Laut Umfrage wolle zudem rund die Hälfte der Befragten online mit dem Hausarzt oder Facharzt in Kontakt treten zu können, um online Termine zu vereinbaren, zur regelmäßige Zusendung von Rezepten und Weiterleitung von Messwerten an den Arzt.
Eine digitale Kommunikation im Gesundheitswesen bedeutet u. a. die Nutzung von Smartphones und anderen mobilen Endgeräten für Gesund¬heitsanwendungen.
Was heißt aber eine „richtige, sichere und vertrauenswürdige“ Gesundheits-App?
Hier ein paar Tipps der Techniker Krankenkasse:
Schritt 1
Schätzen Sie vorab das Risiko ein, das für Sie von der Gesundheits-App ausgehen kann, die Sie gerne nutzen wollen. Beantworten Sie dazu folgende Fragen:
Frage 1: Was wollen Sie mit der App erreichen?
(Bitte notieren Sie sich die zutreffenden Punkte und machen Sie dann eine Auswertung. Mehrfachauswahl möglich.)
• Ihr Wissen zu Krankheit oder Therapie verbessern, Fachbegriffe nachschlagen, meine Laborwerte verstehen (1 Punkt)
• Gesundheitsvorsorge unterstützen, an Vorsorgetermine erinnert werden, ein Ernährungstagebuch führen, an das ausreichende Trinken erinnert werden, Schritte zählen (5 Punkte)
• Ihr Wohlbefinden verbessern, zum Beispiel durch Entspannungsübungen, durch Rückentraining bei langem Sitzen (5 Punkte)
• Gewicht, Blutzucker, Schmerzstärke, Blutdruck, Befindlichkeit und Stimmung in einem Tagebuch aufzeichnen und auswerten (8 Punkte)
• Persönliche Gesundheitsdaten verwalten, zum Beispiel Impfungen, Vorsorgetermine, Allergien (8 Punkte)
• Eine Krankheitsdiagnose stellen, zum Beispiel: Ist mein Muttermal gefährlich? Ist mein Prostatakrebsrisiko erhöht? (10 Punkte)
• Persönliche Gesundheitsdaten mit dem Arzt austauschen (10 Punkte)
• EKG, EEG, Blutzucker, Blutdruck mit den Sensoren meines Smartphones messen und Schlüsse daraus ziehen (10 Punkte)
Frage 2: Wie wichtig ist Ihnen diese Unterstützungshilfe?
• Ganz nett, aber nicht unbedingt notwendig. (1 Punkt)
• Ich muss mich darauf verlassen können. (5 Punkte)
• Ich komme ohne diese Hilfe im Alltag nicht mehr aus. (10 Punkte)
Frage 3: Wie oft werden Sie die Unterstützungshilfe voraussichtlich nutzen?
• Wahrscheinlich nur einmal. (1 Punkt)
• Eher selten. (3 Punkte)
• Wahrscheinlich dauerhaft. (10 Punkte)
Frage 4: Kennen Sie den Anbieter der App und vertrauen Sie diesem?
• Ja, die App ist zum Beispiel von meiner Krankenkasse, einer unabhängigen Patientenorganisation. (1 Punkt)
• Nein, ich kenne den Anbieter selbst nicht. Aber die App wurde mir von meinem Arzt, einem guten Freund, meiner Selbsthilfegruppe empfohlen. (3 Punkte)
• Nein, ich weiß nicht, wer der Anbieter ist. (10 Punkte)
Ergebnis: Zählen Sie die Punkte Ihres Risiko-Checks zusammen. Kommen Sie auf über 50 Punkte, sollten Sie die in Frage kommende App genauer unter die Lupe nehmen. Je höher Ihre Punktzahl, umso wichtiger ist es, zu prüfen,
• ob Sie der Gesundheits-App vertrauen können,
• ob die Informationen und Tipps medizinisch korrekt und unabhängig sind, das heißt frei von wirtschaftlichen Interessen des Anbieters,
• ob die App korrekt rechnet,
• ob die App Ihre Gesundheitsdaten vor dem unberechtigten Zugriff durch Dritte schützt.
Schritt 2
Sie prüfen die App auf Ihre Qualität und Vertrauenswürdigkeit. Prüfen Sie dazu die Angaben, die der App-Anbieter zu den folgenden Punkten macht.
1. Gibt der Anbieter sich zu erkennen, das heißt, nennt er in einem Impressum alle Angaben, die sie brauchen, um Kontakt aufnehmen zu können, um sich über diesen Anbieter zu informieren, sich eventuell auch zu beschweren oder um Verbesserungsvorschläge für die App machen zu können? Ja/Nein
2. Sachverständigkeit: Nennt der Anbieter die medizinischen Experten, die für die fachliche Richtigkeit der Inhalte stehen und für das wissenschaftlich fundierte Gesamtkonzept, das die versprochene Unterstützung leisten kann, auch wenn die Wirksamkeit vielleicht noch nicht durch Studien belegt ist? Ja/Nein
3. Belegbarkeit und Zuordnung: Nennt der Anbieter für alle Tipps und Empfehlungen die medizinischen Quellen, zum Beispiel Studien, Leitlinien, Standardwerke, auf die er sich bezieht? Erkennen Sie, wie alt diese Quellen sind, am Datum, das der Anbieter ausweist? Denn der medizinische Fortschritt ist rasant, und Informationen sind schnell veraltet. Ja/Nein
4. Legt der Anbieter offen, wie sich die App finanziert, vor allem, wenn sie kostenlos angeboten wird? Gibt es Sponsoren (Pharmaindustrie, Gerätehersteller), die sich finanziell beteiligen? Wenn Sie darüber Bescheid wissen, können Sie produktbezogene Aussagen schneller als verdeckte Schleichwerbung erkennen. Ja/Nein.
5. Datenschutz und Sicherheit Ihrer Privatsphäre: Legt der Anbieter in einer verständlichen Weise (kein Juristendeutsch) offen, ob und, wenn ja, wie Ihre persönlichen Gesundheitsdaten genutzt werden, zum Beispiel anonymisiert zu Forschungszwecken. In diesem Fall muss er Sie um Ihre Zustimmung fragen und Ihnen die Möglichkeit geben, diese Zustimmung einfach, durch einfaches Anklicken eines Kontrollfeldes, jederzeit wieder zurückziehen: Ja / Nein
Erklärt der App-Anbieter, wie Ihre Daten beim Speichern oder Senden geschützt werden sowie beim Verlust oder Diebstahl des Smartphones zum Beispiel durch Verschlüsselung und Passwortschutz? Ja / Nein
6. Einschränkungen der App: Seriöse Angebote verweisen darauf, dass eine Gesundheits- oder Medizin-App den Arzt nicht ersetzen kann, dass Sie Therapie und Diagnose am besten immer mit Ihrem Arzt besprechen. Die App ist lediglich eine Unterstützungshilfe, mehr nicht! Nur sehr, sehr wenig Apps sind geeignet für die Diagnose oder Therapie von Krankheiten und tragen dann ein CE-Zeichen. Wenn eine App vorgibt, zum Beispiel mit der Smartphone-Kamera den Puls messen zu können, und Sie kein CE-Zeichen finden können, ist ganz sicherlich irgendwo ein Haftungsausschluss des Anbieters versteckt wie “Nicht geeignet zur Diagnose von Krankheiten”, sodass Sie im Schadensfall keine Schadensersatzansprüche stellen können. Ja / Nein.
Macht der Anbieter verständliche Angaben zu allen Punkten (1 bis 6), können Sie mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass Ihr Informations- und Sicherheitsbedürfnis ernstgenommen wird, dass Ihre Daten verantwortungsvoll behandelt werden und dass Sie nach dem Stand des aktuellen medizinischen Fortschritts informiert werden. Eine absolute Sicherheit gibt es jedoch nicht, wie in vielen anderen Lebensbereichen auch.