Gesund mit der täglichen Tafel Zartbitter

Forscher bescheinigen dunkler Schokolade eine Wirkung auf Herz und Kreislauf. Doch die Menge irritiert: Zehn Jahre lang täglich eine Tafel Schokolade – das dürfte nicht nur Hüften und Zähnen schaden.

Einer australischen Studie zufolge reicht bereits wenig dunkle Schokolade pro Tag aus, um das Risiko eines Schlaganfalls oder eines Herzinfarkts zu verringern. Das schreiben Forscher der Monash University in Melbourne in einem Artikel der Fachzeitschrift “British Medical Journal”.

Aufgrund ihrer positiven Eigenschaften könnte dunkle Schokolade demnach bei 30 Prozent der australischen Bevölkerung mit erhöhtem Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung als Präventivmedikament zur Senkung des Blutdrucks und des Cholesterinspiegels eingesetzt werden.

Der tägliche Konsum von 100 Gramm dunkler Schokolade wirke sich äußerst positiv auf die Gesundheit aus, heißt es in der Studie. Bei regelmäßigem Verzehr über einen Zeitraum von zehn Jahren könnten bei 10.000 Menschen 70 nicht tödliche und 15 tödliche Fälle von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindert werden.

Ergänzung zu Medikamenten

“Unsere Untersuchungsergebnisse lassen darauf schließen, dass dunkle Schokolade als Alternative oder Ergänzung zur medikamentösen Behandlung von Patienten mit erhöhtem Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung Verwendung finden könnte”, sagt die Mitverfasserin Ella Zomer.

Das Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin stützt die These der Australier, teilt sie aber nicht in der Menge: “In Maßen genossen, hat zumindest dunkle Schokolade eine positive Wirkung auf die Gesundheit.” Nach einer Langzeitstudie des Deutschen Institutes für Ernährungsforschung könne der tägliche Verzehr von einem Stück Schokolade das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken, “insbesondere für Schlaganfälle”.

Der in Schokolade enthaltene Kakao enthalte reichlich Flavonoide, die sich günstig auf Blutgefäße und Blutdruck auswirkten. “Vor allem Sorten mit einem hohen Kakaoanteil ab etwa 70 Prozent haben diese Wirkung”, ergänzte Atens-Kahlenberg. Für Vollmilchschokolade sei dieser Effekt kaum nachzuweisen.

Günstige Flavonoide

Gustav Belz, Professor für Pharmazie, empfiehlt dagegen den Verzehr von einer viertel Tafel Schokolade, um Herz und Kreislauf zu schützen. Es sollte Zartbitter sein – am besten mit einem Kakao-Gehalt von 85 Prozent.

Belz führt in der “Deutschen Medizinischen Wochenschrift” mehrere günstige Wirkungen der Flavonoide an: Durch eine Erweiterung der Arterien werde ein zu hoher Blutdruck gesenkt, der ein Risikofaktor für Herzkreislauferkrankung ist. Die Zusammenlagerung von Blutplättchen, die in den Herzkranzgefäßen die Bildung eines Blutgerinnsels und damit einen Herzinfarkt initiieren kann, werde in ähnlicher Weise vermindert wie durch Aspirin, erklärte der Experte.

Zudem mindern Flavonoide Entzündungsreaktionen im Körper, und die Bildung von Stammzellen wird gesteigert. Außerdem könnten sich Kakaoprodukte trotz ihres hohen Fett- und Zuckergehaltes günstig auf die Blutfette und den Blutzucker auswirken. Selbst ein positiver Einfluss auf die Darmbakterien sei nachweisbar, schreibt der Pharmakologe.

Psychologische Wirkung

Ein Freibrief für ungehemmten Schokoladenkonsum seien die Flavonoide nicht, erklärt Wiebke von Atens-Kahlenberg. “Den wahren Genuss von Schokolade erfährt nur, wer sich den zarten Schmelz langsam und konzentriert auf der Zunge zergehen lässt.”

Atens-Kahlenberg räumt aber ein, dass bei manchem Schokoliebhaber schon allein der Anblick von Süßem für gute Laune sorgt. Das Bremer Institut bemüht sich seit langem um gesunde Ernährung und schult in dieser Hinsicht Fachpersonal etwa in Kita-Küchen.

Quelle: Welt Online